Workshop der AG Comicforschung im Rahmen der virtuellen GfM-Jahrestagung „Experimentieren“ (Ruhr-Universität Bochum | 29.9. bis 2.10.2020)
PANEL 4.4. – Mittwoch, 30.9.2020 | 15h bis 16:15h via Zoom
Organisatorinnen: Juliane Blank (Saarbrücken), Dorothee Marx (Kiel) und Véronique Sina (Köln)
Der AG-Workshop findet als online‐Meeting via Zoom statt. Um an dem Workshop teilnehmen zu können, ist eine Anmeldung über ein eigens dafür eingerichtetes ConfTool notwendig. Dieses ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.conftool.pro/gfm2020
Den Zoom-Link mit Meeting-ID und Passwort zum AG-Workshop erhalten alle Teilnehmer_innen nach der Anmeldung im Conftool-System 24 Stunden vor Beginn der Jahrestagung.
Die für den Workshop relevanten Materialien sind auf der Seite der Veranstaltung im Conftool abrufbar. Alle Teilnehmer_innen erhalten nach der Anmeldung zudem eine E-Mail mit einer Erinnerung, wo die Materialien zu finden sind.
Abstract Workshop:
Die Entwicklung jedes Mediums wird maßgeblich durch Experimente mit neuen Formen vorangetrieben, die die bisherigen Grenzen des Mediums erweitern und überschreiten. Experimente können somit als mediale Innovationsimpulse betrachtet werden. Das gilt auch für das Medium Comic. Experiment manifestiert sich im Comic einerseits als ein Spiel mit bereits etablierten, als verbindlich geltenden Erzählkonventionen und formal-ästhetischen Strukturen. Andererseits generiert sich Experiment im Comic aus dem Kontakt zu anderen Medien und der daraus resultierenden Reflexion der eigenen Medialität. Beide Formen des Experiments können mit dem Begriff remediation gefasst werden.
Bolter und Grusin verknüpfen mit dem Begriff remediation die Behauptung, dass intermediale Beziehungen für alle Medien konstitutiv sind und jede Form von „mediation“ bereits eine „remediation“ sei (Bolter/Grusin 1999). Mit dem Konzept der Remedialisierung beschreiben Bolter und Grusin also ein „mediales Basisphänomen“ (Rajewsky 2008), welches auf die Durchlässigkeit medialer Grenzen aufmerksam macht. Demzufolge handelt es sich bei unterschiedlichen Einzelmedien um dynamische Formen, die sich in einem stetigen Austausch miteinander befinden. Der Comic ist durch seine hybride Konstellation von Bild und Sprache bereits in seinen Ursprüngen ein intermediales und grenzüberschreitendes Experiment (Sina 2014), das ein besonders hohes Remedialisierungspotenzial aufweist (Rippl/Etter 2013, Sina 2016). Das intermediale bzw. transgressive Potenzial des Comics beschränkt sich jedoch nicht nur auf das Zusammenspiel von Bild und Text. Seit seinen Anfängen ist der moderne Comic durch ein konstitutives Wechselverhältnis zu anderen Medien bestimmt.
Einige Momente dieser zugleich experimentellen und innovationsgenerierenden remediation des Comics sollen im Workshop-Format OBSERVE der AG Comicforschung unter die Lupe genommen werden. Dabei sollen nicht nur experimentelle Formate analysiert, sondern auch das Analyseverfahren experimentell ausgebaut werden, indem wir dezidiert zu einer interdisziplinären Erweiterung der Comicforschung durch medienwissenschaftliche Fragestellungen und Instrumentarien aufrufen. Vorab werden den Workshop-Teilnehmenden Auszüge aus ausgewählten Comics, wie etwa den Werken von Chris Ware, Liv Strömquist und Julie Doucet, als Anschauungsmaterial zur Verfügung gestellt. An den Beispielen sollen in einer moderierten Diskussion u.a. folgende Fragen erörtert werden: Aus welchen Momenten experimenteller remediation bezieht der Comic sein Innovations- und Grenzüberschreitendes-Potenzial? Welche intermedialen (strukturellen) Anleihen lassen sich ausmachen? Wie übernehmen Comics die Rolle einer sowohl innovativen als auch experimentellen Inspirationsquelle für ‚neue und alte‘ Medien? Inwiefern kann die Medienwissenschaft produktive Impulse für die Comicforschung liefern und vice versa?
Literatur
- Bolter, Jay David/Grusin, Richard: Remediation. Understanding New Media. Cambridge, London: MIT Press, 1999.
- Rajewsky, Irina O.: Intermedialität und remediation. Überlegungen zu einigen Problemfeldern der jüngeren Intermedialitätsforschung. In: Intermedialität. Analog/Digital. Hg. v. Joachim Paech und Jens Schröter. München: Fink 2008, S. 47-60.
- Rippl, Gabriele und Etter, Lukas: Intermediality, Transmediality, and Graphic Narrative. In: Stein, Daniel und Thon, Jan-Noël (Hg.): From Comic Strips to Graphic Novels. Contributions to the Theory and History of Graphic Narrative. Berlin-New York: De Gruyter 2013, S. 157-179.
- Sina, Véronique: Die Korrelation von Comic und Film. Ein Einblick in die reziproke Entwicklungsgeschichte zweier Medien. In: Closure 1 (2014), S. 99-121.
- Sina, Véronique: Comic – Film – Gender. Zur (Re-)Medialisierung von Geschlecht im Comicfilm. Bielefeld: transcript, 2016.