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Diversity-Steckbrief: Gesine Wegner

Gesine Wegner
Philipps-Universität Marburg

Wer bist du?

Mein Name ist Gesine Wegner. Ich bin Amerikanistin und seit Mai 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg tätig. Zuvor habe ich an der TU Dresden und der Universität Leipzig geforscht und gelehrt.

Wie bist du in der Comicforschung gelandet und was interessiert dich an Comics besonders?

Während eines Auslandsaufenthaltes an der Ohio State University habe ich 2013 eine Tagung zu „Narrative Medicine in the 21st Century“ besucht. Ich war damals Masterstudentin und sehr beeindruckt von der ganzen Konferenz. Ganz genau im Gedächtnis geblieben ist mir allerdings nur ein Panel, welches im Programm unter der mir damals noch schleierhaften Überschrift „Graphic Narrative Medicine“ angekündigt wurde. Ich weiß noch wie überrascht ich war, dass auf einer wissenschaftlichen Konferenz zwei Stunden lang Comics besprochen wurden und diese, so berichtete Michael Green damals in seinem Vortrag, sogar in der Ausbildung von Mediziner*innen zum Einsatz kommen. Zuvor hatte ich Comics zwar als spannende Lektüre, nicht aber als legitimen Forschungsgegenstand wahrgenommen. Das mag in Retrospektive vielleicht etwas albern klingeln, aber da an meiner Heimatuniversität in den Literatur- und Kulturwissenschaften keine Comics analysiert wurden, hatte ich tatsächlich noch nie über diese Möglichkeit nachgedacht. Bis heute interessiere ich mich weiterhin ganz besonders dafür, wie Comics verschiedene Körper darstellen und wie sie Geschichten behinderter aber auch anderweitig marginalisierter Menschen konkret erzählen und inszenieren.   

Was sind deine anderen Forschungsschwerpunkte?

Mein Hauptschwerpunkt, dies klang vermutlich bereits an, liegt in den Disability Studies. Ich bin Amerikanistin und habe früh gelernt, meine Forschung immer so intersektional zu denken wie nur möglich. Viele meiner Arbeiten widmen sich den komplexen Verschränkungen von Behinderung, Geschlecht und Sexualität. In meiner Promotion beschäftige ich mich zudem explizit mit der Dominanz weißer Charaktere im Bereich der Graphic Medicine und versuche den Privilegien nachzugehen, die neben den oftmals offensichtlicheren Themen der Ausgrenzung und des Empowerments in vielen Werken ebenso eine zentrale Rolle spielen. Generell interessiere ich mich sehr für visuelle Medien und habe auch schon zu verschiedenen Darstellungen von Weiblichkeit in Film und Fernsehen gearbeitet.

Woran arbeitest du aktuell?

Ich versuche momentan mein Promotionsprojekt mit dem etwas sperrigen Arbeitstitel „Becoming Disabled: Multi-Modal Narratives of Disability, Trauma, and Whiteness in 21st– Century US-American Literature” fertigzustellen. Zudem arbeite ich an einem Aufsatz über das Verhältnis von Cringe Humor und Behinderung bei Liveauftritten behinderter Comedians. Ganz besonders freue ich mich aber auf die bevorstehende Publikation eines Sonderheftes zum Thema „Cripping Graphic Medicine“ (voraussichtlich 2022), welches ich mit meiner wundervollen Kollegin Dorothee Marx (CAU Kiel) im renommierten Journal of Literary and Cultural Disability Studies herausgebe. Hoffentlich können wir mit der Ausgabe noch viele weitere Wissenschaftler*innen in den Disability Studies für Comicforschung begeistern!

Was machst du, wenn du nicht über Comics forschst?

Ich unterrichte unglaublich gerne und liebe es in den Lehrveranstaltungen neue Konzepte auszuprobieren. Vor zwei Jahren habe ich unter dem Stichwort Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) begonnen, mich wissenschaftlich mit meiner Lehre auseinanderzusetzen und bin seitdem auch in der Hochschuldidaktik, insbesondere im Bereich Inklusion und Digitales, unterwegs. Außerhalb der Uni engagiere ich mich in verschiedenen Vereinen und bin sowohl drin als auch draußen eine begeisterte Anhängerin von gemeinsamen Spieleabenden.