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Diversity-Steckbrief: Marina Rauchenbacher

Marina Rauchenbacher
Universität Wien

Wie bist du in der Comicforschung gelandet und was interessiert dich an Comics besonders?

Zu Beginn meiner wissenschaftlichen Karriere (ich bin Germanistin) habe ich an einem Forschungsprojekt zu Literatur und Bildender Kunst gearbeitet und mich dabei intensiv mit Intermedialität und Bildtheorie beschäftigt. Im Zuge meiner Dissertation habe ich dieses Wissensgebiet weiter ausgebaut und mich vor allem in (feministische) Visual Culture Studies vertieft. Darüber bin ich zu Comics gekommen und vor allem zur Frage, was Comics in feministischer, gender-/queertheoretischer Hinsicht leisten und wie sie kulturwissenschaftlich betrachtet werden können. Seit 2019 arbeite ich an der Universität Wien in dem Forschungsprojekt Visualitäten von Geschlecht in deutschsprachigen Comics und lote verschiedene theoretische Zugänge aus.

Was hat deine Forschung mit Diversity zu tun?

Meine wissenschaftliche Arbeit hat mich immer wieder zu (für mich) wichtigen (gesellschafts)politischen Fragen geführt. Und diese Fragen haben eigentlich immer mit Diversität zu tun. Daher beschäftige ich mich mit Gender, aber auch (derzeit verstärkt) mit den Themen Migration/Flucht/Displacement sowie Krankheit/Gesundheit/Mental Health und deren intersektionalen Dimensionen. Die Auseinandersetzung mit Comics ist für mich auch eine mit gesellschaftlichen Prozessen – Comics bieten vielfältige Möglichkeiten zum Entwurf von Gegen-Narrationen und zu subversiven Diskussionen. Sie fordern ein binäres Verständnis der Welt heraus und zeigen produktiv Zwischenräume und Brüche.

Woran arbeitest du aktuell?

Ich bereite ein größeres kulturwissenschaftliches Forschungsprojekt zu Comics und Literatur vor, schreibe also an dem Antrag und etabliere neue Kooperationen. Daneben forsche ich – was Comics angeht – momentan vor allem zu Migration/Flucht und Graphic Pathography bzw. probiere verschiedene theoretische Ansätze aus (u.a. Queer und Gender Studies, Intersektionalität, Visual Culture Studies oder New Materialism). Neben Comics bin ich auch noch in einem Editionsprojekt (zu Arthur Schnitzler) tätig und lehre an der Universität Wien – im kommenden Wintersemester 2021 ein Seminar zu Krankheit und Dis_Ability in Comics aus dem deutschsprachigen Raum.

Was machst du, wenn du nicht über Comics forschst?

Dann forsche ich über deutschsprachige Literatur und kümmere mich um die beiden Vereine, in deren Vorstand ich tätig bin – aka | Arbeitskreis Kulturanalyse und Österreichische Gesellschaft für Comic-Forschung und -Vermittlung (OeGeC). Zusammen illustrieren sie sehr gut meine Interessensgebiete. Hin und wieder bin ich auch moderierend und diskutierend im Literaturbetrieb tätig. Möglichst viel Zeit verbringe ich mit meiner Familie und Freund*innen, bin in den Bergen unterwegs, fahre Kanu und reise. Außerdem plane ich, meine psychotherapeutische Ausbildung weiterzuführen.