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Diversity-Steckbrief: Janek Scholz

Janek Scholz
Universität zu Köln

Wer bist du?

Mein Name ist Janek Scholz und ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Portugiesisch-Brasilianischen Institut der Universität zu Köln. Bevor ich in Köln angefangen habe, war ich an der RWTH Aachen tätig, vor allem im Bereich der Lehrerbildung. Studiert habe ich in Jena (Romanistik, Deutsch als Fremdsprache und anglistische Linguistik).

Wie bist du in der Comicforschung gelandet? Was interessiert dich an Comics besonders?

Mein Weg in die Comicforschung begann 2013 mit einem Vortrag auf einer wissenschaftlichen Tagung, für den ich unbedingt die afro-brasilianischen Elemente in den Comics eines brasilianischen Künstlers (André Diniz) auswerten wollte. Ich hatte seine Comics während meiner Zeit als Sprachassistent in Brasilien entdeckt und war völlig begeistert von den Themen und seinem Zeichenstil. Mein Vorschlag wurde akzeptiert und die Arbeit am Vortrag und dem späteren Artikel haben mir gezeigt, dass Comicforschung ein Bereich ist, mit dem ich mich stärker beschäftigen möchte. Was mich besonders fasziniert, ist das Zusammenspiel von Text und Bild und die zahlreichen Verweisstrukturen. Comics als subversives Medium zu betrachten ist ebenfalls ein interessanter Zugang, weil sich darüber vielfältige Dialoge zwischen Inhalt, Textsorte und Distributionskanälen/Rezeptionsgewohnheiten ergeben. An dieser Stelle wird Comic dann auch immer wieder queer.

Was sind deine anderen Forschungsschwerpunkte?

Mein Studium hatte einen eher traditionell-philologischen Schwerpunkt und ich hätte damals nie gedacht, dass man Mein Studium hatte einen eher traditionell-philologischen Schwerpunkt und ich hätte damals nie gedacht, dass man ernsthaft Comicforschung betreiben kann. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weshalb sich meine Qualifikationsarbeiten nicht mit Comics beschäftigen: In der Dissertation habe ich zur Figur der Kartenlegerin in der brasilianischen Literatur geforscht und sie in ihrer Funktion als Erzählerin, als Leserin und als nonkonforme Figur untersucht. Dabei kam ich zu dem Ergebnis, dass sie in besonderer Weise marginalisiertes Wissen aus dem globalen Süden verkörpert. In meinem derzeitigen Projekt geht es einerseits erneut um marginalisiertes Wissen – ich analysiere Formen des menschlichen Miteinanders in literarischen Texten von Trans* Personen –, andererseits interessiert mich in diesem Zusammenhang die Uneindeutigkeit der Textsorte zwischen dokumentarisch-berichtend und (auto-)fiktional, oder kurz: das Zusammenspiel zwischen genre und gender. Die vielen Comics von transgeschlechtlichen Autor*innen begeistern mich jedoch in erster Linie als Leser, in der Studie konzentriere ich mich vor allem auf Prosa.

Woran arbeitest du aktuell?

Neben dem Post-Doc Projekt weitet sich mein geografischer Blick gerade noch stärker auf die portugiesischsprachigen Länder Afrikas. Hier sind es vor allem die Comics aus Mosambik, Angola und Guinea-Bissau, die es mir angetan haben: Unter völlig anderen Vorzeichen als in Europa oder Brasilien entstehen dort seit mehreren Jahrzehnten Comics, die eine zentrale Rolle beim community building spielen. Das tun sie, indem sie an vergangenes Unrecht und den damit verbundenen antikolonialen Widerstand erinnern, oder Verhaltensweisen ironisieren, die dem gesellschaftlichen Miteinander entgegenstehen. Ich fände es schön, diese Themen und Texte noch stärker in die deutschsprachige Comicforschung einzubringen, wo häufig noch ein sehr europäischer und nordamerikanischer Zugang dominiert.

Was machst du, wenn du nicht über Comics forschst?

In meiner freien Zeit gehe ich gerne ins Kino und ins Theater, mache Sport, treffe Freunde zum Kochen und Essen und lerne neue Sprachen – idealerweise, um bei der nächsten Reise mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen und inspirierende Gespräche zu führen. Da meine Interessen im Bereich queer studies und postcolonial studies liegen, engagiere ich mich außerdem im Netzwerk Decolonize Academia und in einer Kölner Initiative für queere Migrant:innen, Geflüchtete, BIPoC und Menschen mit Rassismuserfahrung. Oft sitze ich aber auch einfach nur am Rhein und genieße den Sonnenuntergang.