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Diversity-Steckbrief: Romain Becker

Romain Becker
Université d’Angers, Frankreich

Bild © Morgane Parisi (CC BY-NC-ND 4.0)

Wer bist du?

Direkt so eine komplizierte, kantische Frage… Mein Name ist Romain Becker, ich bin Deutsch-Franzose, begnadeter Koch, stolzer Onkel und promoviere nebenbei an der École Normale Supérieure in Lyon, Frankreich. Aktuell forsche und unterrichte ich in der Germanistik-Abteilung der Université d’Angers.

Wie bist du in der Comicforschung gelandet? Was interessiert dich an Comics besonders?

Da bin ich „als kleines Kind reingeplumpst“, ähnlich wie es einem gallischen Kollegen erging. Beziehungsweise habe ich mich dank meines comicliebenden Onkels sehr jung für alle Arten von Comics interessiert, habe lange und oft mit ihm darüber diskutiert, dann irgendwann an der Uni in Frankreich gemerkt, dass man ja über ALLES forschen kann und darf, und habe dann versucht, meine Leidenschaft mit dem Studium zu verbinden. Nach verschiedenen Masterarbeiten über Ralf König, über Vaughn Bodé und über die deutschsprachige Comicindustrie, bin ich dann irgendwie in die Dissertation und in die „professionelle“ Comicforschung gerutscht. Damit fing der Spaß dann erst so richtig an!

Natürlich habe ich von Anfang an alles Inhaltliche an Comics geliebt: Die Geschichten und Mythen, die vielfältige Ästhetik… Durch verschiedene Tagungen habe ich aber gelernt, mich mehr und mehr für das politische Potenzial von Comics zu interessieren, das eng mit der hybriden Form zusammenhängt. Der Comic kann meiner Meinung nach zum Beispiel besser als eine andere Kunstform Gender-Dynamiken bloßstellen oder gesellschaftliche und künstlerische Normen hinterfragen.

Was sind deine anderen Forschungsschwerpunkte?

In Frankreich bin ich in den Études Germaniques angesiedelt – was nicht wirklich dasselbe wie „Germanistik“ ist – und befasse mich dort vor allem mit deutscher Kultur und Geschichte, nicht mit der Sprache. Momentan bin ich forschungsmäßig nur in der Comicforschung unterwegs und dort auch sehr glücklich. Inzwischen unterrichte ich aber auch immer mehr Kurse zur jüdischen Geschichte im deutschsprachigen Raum, könnte mir also vorstellen, dazu eines Tages zu forschen.

Woran arbeitest du aktuell?

An meiner Dissertation! Darin geht es um den Berliner Comicverlag Reprodukt und dessen Entwicklung in den 30 Jahren seit es ihn gibt. Es macht zwar Spaß und ist interessant, aber der andauernde Druck, der durch die Doktorarbeit auf einem lastet, ist wirklich anstrengend – daher freue ich mich auf jeden Artikel, der mich einige Zeit davon ablenkt.

Was machst du, wenn du nicht über Comics forschst?

Wenn ich nicht gerade unterrichte oder meine Kurse vorbereite, spiele ich unendlich gerne Videospiele oder koche; ab und zu auch beides gleichzeitig (mit schwankendem Erfolg). Und auch dann, wenn ich nicht darüber forsche, lese ich natürlich ständig Comics!