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Diversity-Steckbrief: Irmela Marei Krüger-Fürhoff

Irmela Marei Krüger-Fürhoff

Irmela Marei Krüger-Fürhoff

Freie Universität Berlin

Wie bist du in der Comicforschung gelandet und was interessiert dich an Comics besonders?

Mich interessieren Comics, weil sie kulturelle Erzählungen, wissenschaftliche Konzepte und persönliche Erfahrungen vermitteln. Das klingt jetzt vermutlich etwas abstrakt, entspricht aber ziemlich genau meinen drei Wegen in die Comicforschung. Der erste Weg führte über Literaturcomics: Ich habe als frisch berufene Germanistik-Professorin ein Bachelor-Seminar zu Kafkas Erzählungen angeboten und wollte einige Sitzungen mit Comicadaptionen ‚auflockern‘. Dabei habe ich gemerkt, dass viele Kafka-Literaturcomics ästhetisch sehr komplex sind und eine intensivere Beschäftigung fordern. Zweitens bin ich im Zusammenhang mit meinem Buch zu Transplantationen in Literatur und Film auf Arbeiten von Donna Haraway und Susan Merrill Squier gestoßen, die Cartoons bzw. Comics über immunologische und epigenetische Konzepte analysieren; diese Verbindung von Wissenschaftsgeschichte und Comicforschung hat mich beeindruckt. Drittens habe ich mit Susan Squier in einem mehrjährigen Projekt Krankheiterzählungen in Literatur und Comic erforscht und mich dafür in die „Graphic Medicine“ eingearbeitet. Ursprünglich sollte ich im „PathoGraphics“-Projekt vor allem für literarische Texte zuständig sein, fand dann aber viele Comics ebenso faszinierend.

Was hat deine Forschung mit Diversity zu tun?

Grundsätzlich interessieren mich künstlerische Reflexionen von Grenzerfahrungen, und die sind immer auch von Diversitäts-Kategorien wie z.B. Gender, Dis/Ability, Alter und sozialer Schicht geprägt. Comics können in der Kombination von Bild, Text und Sequenzialität unterschiedliche Perspektiven zusammenbringen und zuspitzen, dabei Sehgewohnheiten unterlaufen und Denkweisen hinterfragen. Ich glaube, Comic-Leser:innen und Comic-Forschende achten auf ähnliche Dinge: auf Brüche, mediale Selbstreflexion, ironische Spielereien und politische Botschaften.

Woran arbeitest du aktuell?

Mich fasziniert nach wie vor, wie (fiktionale oder faktuale) Comics persönliche Erfahrungen vermitteln, z.B. das Zeiterleben bei Krankheit oder die veränderte Weltwahrnehmung aufgrund von Demenz. Zunehmend interessieren mich auch Comics zu ‚überindividuellen Menschheitsthemen‘ wie z.B. Schöpfungsszenarien. Auch dort stellen sich natürlich Diversitätsfragen: wer erzählt hier eigentlich aus welcher Perspektive und mit welcher ‚Autorität‘ was für wen und wozu?

Was machst du, wenn du nicht über Comics forschst?

Ich verbringe möglichst viel Zeit in der Natur (ehrlich gesagt lieber unterwegs als in unserem kleinen Garten, obwohl der mehr Aufmerksamkeit bräuchte), liebe Ausstellungsbesuche und guten Kaffee in netten Cafés. Idealerweise weltweit, aber die Realität ist natürlich nicht ganz so spektakulär.